Bedrohung und Schutz

Der Mosel-Apollofalter ist ein besondere Schmetterling, der laut der Roten Liste Rheinland-Pfalz als extrem selten eingestuft wird. Deutschlandweit gilt der Rote Apollofalter und damit auch die Unterart Moselapollo als stark gefährdet und vom Aussterben bedroht!

Was macht diesen Schmetterling so besonders und warum wird ihm so viel Aufmerksamkeit entgegengebracht?

Der Mosel-Apollofalter lebt ausschließlich im unteren Moseltal in Rheinland-Pfalz. Sein Lebensraum besteht aus schroffen und meist sehr steilen Felsen, die von Weinbergen umgeben sind – einer Natur- und Weinkulturlandschaft, die außergewöhnlich und eng ineinader verzahnt ist. Dort hat er sich vor tausenden von Jahren durch geografische Isolation zu einer besonderen Unterart entwickelt und besiedelt die sonnigen Bereiche inmitten der Weinberge. Er gilt nicht nur bei Schmetterlingskundlern und Liebhabern als eine ausgesprochen beliebte und bedeutende Art. Auch die Moselaner wissen und schätzen ihren einzigartigen Schatz, den es zu bewahren gilt.

Der Rückgang der Population

Waren es vor Jahren noch mehrere Stellen im Habitat entlang der Mosel, sind es gegenwärtig nur noch vier kleine Areale, an denen man Falter beobachten kann. Der Falter wird immer weiter zurückgedrängt und das in einem beunruhigenden Tempo. Die Ursache dafür ist vermutlich einem Zusammenspiel vieler Faktoren geschuldet. Ein Spezialist wie der Mosel-Apollofalter ist abhängig von einer ganz bestimmten Umgebung und reagiert folglich besonders empfindlich auf Veränderungen. 

Was könnten die Gründe für den Rückgang sein?

Einen einzigen Faktor für den Einbruch der Apollofalter-Population verantwortlich zu machen, entspricht nicht den Tatsachen. Wenn dem so wäre, hätte der Apollofalter vermutlich eine bessere Chance. 

Einen großer Einfluss dürfte die Veränderung des Lebensraumes haben, die immer schneller voranschreitet. Zu nennen ist in dem Zusammenhang der Klimawandel mit Auswirkungen auf alle Stadien der Entwicklung des Falters. Einfluss haben vor allem die steigenden Temperaturen am Felsen, die Trockenheit im Frühjahr, Austrocknung der Futterpflanzen des Falters, Starkregenereignisse während der Flugzeit des Falters usw. 

Die Verbuschung der Flächen und damit der einhergehende Verlust von Felshabitaten ist ein Problem. Besonders die nachlassende Offenhaltung durch die Aufgabe der Rebflächen spielt eine große Rolle. 

Der mittlerweile hohe Stickstoffeintrag ist ein weiterer Gefährdungsfaktor. Agrarflächen auf der angrenzen Hochfläche führen durch Düngung zu dem Problem. Dadurch verändert sich die Bodenvegetation, was einen negativen Einfluss auf die Nahrungspflanze der Raupen hat.  

Die Nähe zu den Verkehrswegen wie Zugstrecke, Bundesstraße und Radweg entlang der Mosel werden schon seit langem als Gefährdung eingestuft. Nachweislich werden tote Falter gefunden, die als Verkehrsopfer eingeordnet werden.

Im aktuellen Fokus steht der Einsatz von chemischen Substanzen, die im Weinberg zum Pflanzenschutz ausgebracht werden. Zurzeit laufen Untersuchungen, die dies feststellen sollen und gleichzeitig werden Verfahren erprobt, um den notwendigen Einsatz zu modifizieren.

Die zunehmende Verbuschung der Felsstrukturen stellt den Falter vor eine große Herausforderung. Er bevorzugt offene und freie Flächen. Selbst die Futterpflanzen von Raupe und Falter findet hier keinen Platz.
Brachfallende Weinbergsfluren durch Aufgabe der Bewirtschaftung begünstigen das Problem. Bruchsteinmauern, auf denen die Fetthenne wächst und die dem Falter als Eiablage dient, wachsen zu.
Langanhaltende Hitzeperioden mit hohen Temperaturen stressen die Pflanzen des gesamten Gebietes. Der Klimawandel ist besonders in den südexponierten Flächen ein Problem.
Anhaltende Trockenheit hat einen negativen Einfluss auf die Raupennahrung. In sehr heißen und trockenen Sommern vertrocknet selbst die eigentlich darauf spezialisierte Fetthenne.
Durch den hohen Stickstoffeintrag verändert sich die Bodenvegetation. Die jungen Raupen sind auf kleine zarte Triebe angewiesen. Die nährstoffreiche Erde bringt dagegen feste und harte Triebe hervor.
Das Apollegebiet liegt oberhalb der stark frequentierten Moselstrecken von Bahn und Bundesstraße. Auf der Suche nach Nahrung überqueren Falter diesen Bereich und werden erfasst..

Schutz und Projekte

Der Apollofalters benötigt ausschließlich voll besonnte und freie Felsfluren in Verbindung mit dem Vorkommen der Futterpflanze für die Raupen, dem Weißen Mauerpfeffer (Sedum album). Die Raupen des Moselapollos sind einzig auf diese Nahrungsquelle in den extremen Felsstandorten spezialisiert. Im Moseltal werden die eng mit den Felsen verzahnten Weinbergsflächen, insbesondere die Bruchsteinmauern auf denen der Weiße Mauerpfeffer wächst, als erweiterter Lebensraum mitbenutzt. Darüber hinaus ist der Falter auf ein reichhaltiges Angebot an Nektarpflanzen angewiesen, die seinen hohen Energiebedarf während der Paarung und der Eiablage sicherstellen. Bevorzugt saugt er an Skabiosen-Flockenblumen, Kartäusernelken und Disteln. Wenn diese Anforderungen durch oben aufgeführte Störungen nicht mehr gewährleistet sind, ist der Lebensraum für den Apollofalter nicht mehr geeignet. Als Spezialist reagiert er sehr empfindlich darauf.

Die Einflüsse des Klimawandels lassen sich nicht so schnell verändern, wie der Apollofalter es braucht. Daher sollten die Faktoren, auf die wir vor Ort reagieren können, schnellstmöglich umgesetzt werden. In erster Linie wären das:

– Entbuschung und Freihaltung der Flächen und die Verhinderung, dass die Rebflächen durch Auflassung brachfallen

– Aufwertung des Lebensraumes durch Anpflanzung der Nektarpflanzen

– Eine Lösung der Problematik im Konflikt zwischen Naturschutz und Weinbau

All dies geschieht schon und es bleibt zu hoffen, dass die Maßnahmen schnell zu einer positiven Wende führen. 

Apollofalter-Erhaltungzucht

Ein Team von Schmetterlingsexperten züchten seit 2020 Mosel-Apollofalter in extra dafür entwickelten Boxen. Aus der Nachzucht werden sowohl Raupen als auch Falter auf eigens dafür vorbereitete Flächen ausgesetzt. Diese Wiederansiedlungsversuche haben schon zu kleinen Erfolgen geführt und lassen hoffen, dass das komplette Aussterben des seltenen Falters dadurch verhindert werden kann.

In solchen speziellen Zuchtboxen werden die Raupen zu möglichst naturnahen Bedingungen aufgezogen. Sobald sie ein entsprechendes Larvenstadium erreicht haben, werden sie ins Freiland umgesiedelt.
Apolloraupen in der Zuchtbox
In der Zucht geschlüpfte Falter saugen an der Skabiosen-Flockenblume.
Die Paarung von Apollofaltern in der Zucht