Der Lebensraum des Mosel-Apollofalters

Das Landschaftsbild des unteren Moseltals ist geprägt von teils sehr steilen Felsstrukturen. Dazu kommt eine beeindruckende Weinkulturlandschaft, in der schon in Zeiten der Römer aufwendig unzählige Trockenmauern erbaut wurden. Dazwischen stehen lockere Gehölze in Bereichen, die für den Menschen wirtschaftlich nicht nutzbar sind.

Der "Uhlen" zwischen Winningen und Kobern.

Das Gebiet, in dem der Mosel-Apollofalter vor langer Zeit seine Heimat gefunden hat, ist geprägt von dieser schroffen Landschaftsstruktur. Es liegt zwischen den Moselorten Bremm und Winningen im unteren Verlauf der Mosel, kurz bevor diese wenige Kilometer später bei Koblenz in den Rhein mündet.

Gerade auf den südexponierten Lagen, auf denen auch der Apollofalter bevorzugt zu finden ist, herrscht ein nahezu mediterranes Klima, wodurch auch die Fauna und Flora als etwas Besonderes beschrieben werden kann. Einige charakteristische Beispiele finden sich im Folgenden. 

Blauer Lattich (Lactuca perennis)
Mauereidechse
Mauereidechse (Podarcis muralis)
Mauerfuchs (Lasiommata megera)
Dach-Hauswurz (Sempervivum tectorum)
Kugelige Glasschnecke (Vitrina pellucida)
Gewöhnlicher Reiherschnabel (Erodium cicutarium)
Mittlere Weinschwärmer (Deilephila elpenor)
Brombeereule (Dysgonia algira)
Salbei-Gamander (Teucrium scorodonia
Schwarzer Bär (Arctia villica)
Schlingnatter (Coronella austriaca) Foto: R. Hendgen
Großer Rauch-Sackträger (Psyche crassiorella)

In den Weinbergslagen muss man sich nicht lange umschauen, um festzustellen, dass eine Pflanze sich dort besonders wohl fühlt. Es findet sich kaum eine Mauer, die nicht vom Ausgebreiteten Glaskraut (Parietaria judaica) bewachsen ist. Umgangssprachlich wird es als „Mauerglaskraut oder ganz einfach nur als „Mauerkraut“ bezeichnet.

Aufrechtes Glaskraut (Parietaria officinalis)

Futterpflanze für die Raupen

Maßgeblich für den Apollofalter ist jedoch, dass diese besondere Landschaftsform obendrein große Bestände des Weißen Mauerpfeffers (Sedum album) aufweist. Als Futterpflanze für die gefräßigen Raupen ist er die Grundlage dafür, dass der Mosel-Apollofalter in dieser Region seine Heimat hat.

Die Lebensweise des Mosel-Apollofalters

Eine lange Zeit ist seit der letzten Flugperiode der Falter im letzten Jahr vergangen. Über ein halbes Jahr liegt die kleine Eiraupe nun schon vollentwickelt in ihrem schützenden Ei und hat darin überwintert. Die ersten warmen Sonnenstrahlen im Februar bringen dann die Raupe dazu, an ihrer Eihülle zu knabbern. Sind die Bedingungen richtig, beginnt die Schlupfphase. Die Apolloraupen verlassen ihre schützende Eihülle und werden sich fortan fast ausschließlich dem Fressen der Fetthenne zuwenden. Während dieser Zeit, die etwa 60 – 70 Tage beträgt, häuten sie sich viermal.

Die Verwandlung

Anfang Mai sind die Moselberge bunt. Alles steht in voller Blüte. Auch die Reben haben Blüten angesetzt. In dieser Zeit zieht die Raupe sich in die Bodenvegetation zurück und spinnt sich lose ein, um sich auf die Verpuppung vorzubereiten. Der nächste Schritt ist ein Kraftakt. Die Verwandlung der Raupe in die Puppe und darin zum Schmetterling! 

Nach der Puppenruhe haben die Apollofalter ihren großen Auftritt!

Apollomann sucht Apollofrau

Die Natur hat es so eingerichtet, dass die Männchen wenige Tage vor den Weibchen schlüpfen. Nachdem sie aus der Puppe geschlüpft sind, verweilen sie solange in der Vegetation, bis ihre Flügel vollständig ausgebreitet und getrocknet sind. Dann sind sie startbereit zu ihrem ersten Flug.

Ganz leicht und majestätisch fliegen sie entlang der steilen Felswände, immer auf der Suche nach frisch geschlüpften Weibchen, um diese zu begatten. Dabei legen sie auch schon einmal längere Strecken zurück. In der Regel patrouillieren sie aber in einem abgesteckten Radius. Meist ist es ein Felsbereich, der nur selten verlassen wird, um ein neues Gebiet zu erkunden.

Ein Apollofaltermännchen macht hier Pause in der Vegetation. Bei trockenen und warmen Sonnentagen fliegt er meist rastlos auf der Suche nach Weibchen umher.
Nach dem Schlüpfen wartet das Weibchen am Boden auf ein Männchen. Erst nachdem es begattet wurde, fliegt es los und beginnt mit der Eiablage.
Ein Männchen (l.) und ein Weibchen (r.) begegnen sich auf einer Kartäusernelke.
Dieses Männchen hat ein Weibchen in der Luft angeflogen und versucht nun sein Glück. Zu Beginn kann es durchaus ruppig zugehen, später verweilt das Pärchen ruhig am Boden oder hängend an einer Pflanze. Der Akt kann mehrere Stunden dauern.

Bei optimalen Bedingungen legt das Weibchen nach der Begattung bis zu 200 Eier im Laufe ihres 2–4-wöchigen Lebens. Dabei fliegt sie ohne große Strecken zu absolvieren die Felsen und Bruchsteinmauern nach geeigneten Eiablageplätzen ab. In der Regel achtet das Weibchen darauf, dass die Futterpflanzen der Raupen in der Nähe sind. Glücklicherweise ist der Bestand an Weißer Fetthenne (Sedum album) noch ausreichend vorhanden. An den Bedingungen dürfte es also nicht unbedingt scheitern.

Eine hohe Quote an erfolgreicher Eiablage ist sowohl vom Angebot an Nahrung zum Auftanken der Energiereserven, als auch von den Wetterbedingungen abhängig. Falls es in der Flugsaison unbeständig, oft regnerisch und kühl sein sollte, fehlt es schlichtweg an Zeit, alle Eier abzulegen. Das Weibchen verbringt dann zu lange abwartend in der schützenden Vegetation.

Die beliebtesten Futterpflanzen des Mosel-Apollofalters

Die Hauptnahrungspflanzen sind hauptsächlich die Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa) und die Kartäusernelke (Dianthus carthusianorum). Daneben wird auch der Echte Dost (Origanum vulgare) gerne angenommen, sofern er zur Flugzeit des Falters schon in der Blüte steht. Ebenso gehören Disteln zu den gern genutzten Nektartränken der Apollofalter. All diese bevorzugten Pflanzen blühen im Lebensraum des Apollofalters während dessen Flugzeit und ziehen ihn auch wohl aufgrund der Farben magisch an. Daneben werden die Blüten der Weißen Fetthenne auch angezapft. So dient die Pflanze nicht nur als Futterpflanze der Raupen sondern steht auch als willkommener Snack für die Falter zur Verfügung. 

Wie immer in den vergangenen Jahren bleibt zu hoffen, dass die Entwicklung vom Ei über die Raupe und die Puppe bis zum nächsten Start der Apollofalter im darauffolgenden Mai ohne Probleme verläuft. Dass er die Herausforderungen durch Klima und die Lebensraumveränderungen meistert und das ihm die Menschen seiner Heimat wohlgesonnen sind.

Möge uns der Apollofalter erhalten bleiben und jedes Jahr aufs Neue erfreuen!