Merkmale und Entwicklung des Apollofalters
Der Mosel-Apollofalter ist eine Unterart des Roten Apollos (Parnassius apollo) und wird, wie weitere in Europa bekannte Unterarten, in die Familie der Ritterfalter eingeordnet.
Die Ritterfalter gehören weltweit zu den schönsten und größten Tagfaltern. In Deutschland finden wir nur vier dieser bewundernswerten Schmetterlingsarten. Neben dem Roten Apollofalter sind das der Schwarze Apollofalter (Parnassius mnemosyne) sowie der Schwalbenschwanz (Papilio machaon) und der Segelfalter (Iphiclides podalirius).
Die drei Ritterfalter des Moseltals
Entlang der Moselberge besteht die Wahrscheinlichkeit, gleich drei Ritterfalter zu beobachten.
Merkmale des Mosel-Apollofalters
Das Erscheinungsbild des Mosel-Apollofalters ist im wesentlichen strahlendweiß bis cremeweiß mit schwarzen Zeichnungen, die sich insbesondere am oberen Flügelrand der Vorderflügel als eine Reihe auffallender Flecken darstellen. Die weißen Schuppen laufen zum seitlichen Flügelrand aus, so dass die Flügel dort transparent und zart durchscheinend sind.
Die typischen Merkmale für den Mosel-Apollofalter als Unterart des Roten Apollos sind die kleinen weißen Stellen an der Basis (1) und die vier markanten nierenförmigen Augenflecken auf der Fläche der Hinterflügel (2).
Die unverwechselbaren optischen Besonderheiten haben sich im Laufe der Zeit ausgebildet, nachdem sich durch Abspaltung einer Population eine eigenständige Art entwickelt hat.
Vorderflügel überdecken die Hinterflügel
Wenn die weich gerundeten Vorderflügel nicht in Gänze geöffnet sind, zeigt sich der Apollofalter eher schlicht, aber sehr elegant.
In dieser Stellung offenbart der Moselapollo die Verwandtschaft zum Schwarzen Apollo (Parnassius mnemosyne), der keine roten Augenpunkte trägt.
Die Flügel sind weit geöffnet
Zeigt der Falter auch seine Hinterflügel, kommen die charakteristischen Augenflecke – die Besonderheit des Falters – zum Vorschein.
Auf jeder Seite leuchten zwei signalrote Punkte umrahmt von einem schwarzen Rand. In der Basis ist ein kleiner weißer Kern. Die Form dieser beeindruckenden Augenflecke ist beim Moselapollo nicht rundlich sondern nierenförmig.
Die Augenflecken dienen als Warnzeichen und signalisieren die Giftigkeit des Falters, um einen Angriff von Fressfeinden zu vermeiden. Die Giftstoffe stammen von der Weißen Fetthenne, der Nahrungspflanzen der Raupen.
Obwohl er mit einer Flügelspannweite von 65 bis 75 mm zu den größten Tagfaltern in Deutschland zählt, wirkt er leicht und grazil.
Die Oberseite und die Unterseite des Mosel-Apollos im Vergleich
Oberseite
Die Zeichnung der Oberseite weist auf den Vorderflügeln keine Rotanteile auf. Schwarze fleckenartige Zeichnungen am oberen Rand auf kalkweißem Grund stehen im Fokus. Diese und die weiß-grauen Schattierungen sind bei allen Tieren unterschiedlich und machen jeden Falter einzigartig.
Das gleiche gilt für die Hinterflügel. Die vier markanten Augenflecke sind in feinen Variationen eine Besonderheit jeden einzelnen Falters.
Unterseite
Der Vorderflügel ist auf der Unterseite ähnlich gezeichnet wie die Oberseite. Auf der Unterseite der Hinterflügel sind hingegen weitere rote Flecken zu erkennen. Neben den beiden Hauptaugenflecken, die schon die Oberseite dominieren, wird es zur Flügelbasis bunt. Anhand der unterschiedlichen roten Zeichnungen unterscheiden sich die Falter auch hier deutlich voneinander.
Die Geschlechtsunterschiede
Aufgrund von folgenden optischen Merkmalen lassen sich die Geschlechter recht gut unterscheiden.
Das Männchen
Der Körper, hauptsächlich der Hinterleib, ist beim Männchen dicht behaart und ein gutes Erkennungszeichen, um die Geschlechter voneinander zu unterscheiden.
Das gesamte Erscheinungsbild ist deutlich weißer und strahlender, was sich insbesondere im Bereich der Hinterflügel bemerkbar macht. Schon vom weitem betrachtet hebt sich der Falter besonders von der kargen Felsstruktur, an der er nach Weibchen suchend patrouilliert, ab.
Das Weibchen
Der Körper des Weibchens ist demgegenüber kaum oder nur sehr spärlich behaart.
Nicht nur die Flügel, vielmehr der gesamte Eindruck der weiblichen Mosel-Apollofalter erscheint wesentlich dunkler, was an den deutlich höheren Anteilen der grauen Schuppen liegt.
Die Sphragis
Bei diesem Weibchen erkennt man gut am Ende des Körpers die sogenannte Sphragis.
Nach der Paarung versiegelt das Männchen die Geschlechtsöffnung mit einer wachsartigen Substanz. Die Sphragis schützt das Weibchen wie ein „Keuchheitsgürtel“ vor aufdringlichen Männchen und weiteren Begattungsversuchen. Weibchen mit Sphragis sind eindeutig als begattete Tiere zu erkennen und können sich ungestört der erfolgreichen Eiablage widmen.
Die Entwicklung vom Ei zum Falter
Vom Ei über die Larve zur Puppe bis hin zum Erwachsenenstadium, die sogenannten Imago, durchläuft auch der Apollofalter eine vollständige Metamorphose. All diese Verwandlungsphasen bergen Risiken und sind sehr anstrengend für das Tier.
Das Apollofalter-Ei
Die Eier des Apollofalters sind weiß und mit einem Durchmesser von etwa 1,5 bis 1,7 mm ungefähr stecknadelgroß. Die Form ist rundlich und etwas abgeflacht. Die Oberfläche hat eine körnige Struktur. Schon nach wenigen Tagen reift darin eine kleine Raupe heran. Das Apollofalterei ist über den Sommer, den gesamten Herbst und den halben Winter starken Temperaturschwankungen und allen möglichen Wetterereignissen ausgesetzt. Durch die robuste und hartschalige Hülle ist die vollständig entwickelte Raupe bis zum Schlüpfen im darauffolgenden Frühjahr gut geschützt.
Die Apollofalter-Raupe
Die Grundfärbung der Apolloraupe ist in allen fünf Larvenstadien samtig schwarz und sie trägt ein spärliches, kurzes Haarkleid. Direkt nach dem Schlüpfen aus dem Ei ist die kleine Raupe etwa 2mm lang und ein richtiges Leichtgewicht. Zu dieser Zeit hat sie kleine silbergraue Punkte. Wenig später entwickeln sich zwei auffällige orangefarbene Fleckenreihen entlang beider Körperseiten. Eine ausgewachsene Raupe hat sich bis kurz vor der Verpuppung viermal gehäutet und ist zu einer Länge von mehr als 4 cm herangewachsen.
Die Apollofalter-Puppe
Die Umwandlung von der Raupe zur Puppe ist die kritischste Zeit der Metamorphose. Einflüsse von Außen und auch die anstrengende Körperwandlung bergen allerlei Hindernisse. Während dieses Prozesses ändert sich die gesamte Gestalt des Tieres. Aus einer Raupe wird ein Schmetterling, Organe werden abgebaut oder umgebildet.
Das Schlüpfen des Falters
Nach einer Puppenruhe von etwa 2 Wochen ist es soweit. Ein leises Knacken kündigt den Austritt aus der Puppe an. Jetzt ist viel Schubkraft des Falters erforderlich, um die Hülle weit aufzusprengen. Schnell lässt er die Enge hinter sich und klettert an den höchstmöglichen Punkt in seiner Umgebung. Das ist oft ein Pflanzenstängel. Hier krallt er sich fest und beginnt mit dem kräftezehrenden Aufpumpen der Flügel. Anfangs sind diese nass und schimmern grün-gelblich. Ein paar Tropfen Feuchtigkeit können durchaus austreten und am Flügelrand glitzern. Immer wieder hält der Apollo inne, um Kraft zu schöpfen. Der Prozess wechselt zwischen Ruhe und Anstrengung bis zur vollständigen Aushärtung der Flügel. Dann steht dem ersten Flug nichts mehr im Wege!
Bis hierher geschieht die Entwicklung meist im Verborgenen und außerhalb der menschlichen Wahrnehmung.
Im Falterstadium hat der Schmetterling seinen Auftritt! Entlang der Felsen kann man ihn bei seinem anmutigen Flug beobachten!
Nach etwa zwei Wochen ist die Entwicklung vollzogen und der fertige Apollofalter schlüpft. Ganz konnte dieses Weibchen die Puppenhülle noch nicht abstreifen und ein kleiner Rest von der Puppe schmückt den frisch geschlüpften Schmetterling. Nachdem die noch stark zusammengefalteten Flügel vollständig geöffnet und ausgehärtet sind, schwingt sich der Apollofalter in die Lüfte und der Zyklus beginnt von vorne.